Gerhard Knoch, Infor

„An Industrie 4.0 führt kein Weg vorbei“

Gerhard Knoch von Infor betont im Interview mit TREND REPORT die Notwendigkeit, dass Systeme im „Industrie 4.0“-Zeitalter offen sein müssen: die Software muss Daten reibungslos mit allen vor- und nachgelagerten Systemen austauschen können. Für ihn führt kein Weg an Industrie 4.0 vorbei.

Herr Knoch, Infor-Lösungen sind bei 16 von 20 der größten US-Städte im Einsatz, konnten Sie schon in diesem Kontext Ihre Erfahrungen für deutsche Städte nutzen? Was könnten deutsche Großstädte von US-Städten noch lernen?
In Deutschland nutzt bereits eine ganze Reihe von Einrichtungen auf Länderebene unsere Lösungen. Natürlich unterscheiden sich die gesetzlichen Vorschriften für solche Software je nach Staat, aber letztlich bleiben die Anforderungen immer die gleichen. Das Produkt muss bereits nach kurzer Einführungszeit einsatzbereit sein, es soll ein intuitives User-Interface haben, das leicht zu erlernen ist, und schließlich soll der Provider einen guten Kundendienst bieten.

Inwieweit experimentieren Sie schon mit der Beacon- bzw. Near-Field-Communication-Technologie in den USA?
Wir loten derzeit die Möglichkeiten aus, die diese Technologie für uns bietet. Insbesondere in den Bereichen Retail und Großhandel können wir uns verschiedene Szenarien vorstellen. Unser Fokus liegt derzeit aber auf anderen Wireless-Technologien, wie etwa Barcoding und RFID.

Welchen Stellenwert hat für Sie die Technologie im Kontext von CRM-Lösungen?
Die Technologien, die derzeit von uns genutzt werden – wie das eben genannte Barcoding – kommen anders als Beacon-Technologie nicht an vorderster Front im Einzelhandel zum Einsatz. Sie eignen sich eher für Lagerhäuser und andere Stationen entlang der Supply Chain. Dort ist diese Art der M2M-Kommunikation essentiell für die Beschleunigung logistischer Abläufe. Sie kann für Big-Data-Analysen genutzt werden und die Effizienz verbessern.

Welche IT-Trends beim Einsatz von Geschäftsanwendungen machen Sie derzeit aus?
Insbesondere in Deutschland führt an Industrie 4.0 kein Weg vorbei. Aus unserer Sicht fasst der Begriff mehrere Trends und technologische Entwicklungen zusammen, die wir mit unseren Lösungen allesamt abdecken können. Oberste Prämisse ist Offenheit: Lösungen müssen sich untereinander leicht integrieren lassen, um einen durchgängigen Informationsfluss und Analysen zu ermöglichen. Möglich macht das beispielsweise eine standard-basierte Middleware, die so offen ist, dass sie Lösungen verschiedener Anbieter ohne Probleme verknüpfen kann.
Mobilität steht ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste. Eine Benutzeroberfläche muss auf jedem Endgerät funktionieren. Wir beobachten hier genau, ob wir in Zukunft auch auf Entwicklungen wie Smart Watch, Data Glasses und andere Wearables eingehen sollten. Zusätzlich geht es auch um die soziale Dimension. In naher Zukunft wird es unabdingbar sein, die Kommunikation zwischen Angestellten, Kunden und Geschäftspartnern nach Art sozialer Netzwerke zu integrieren und so effizienter zu machen. Schließlich wäre noch die Cloud zu nennen. Infor verfolgt hier mit den CloudSuites einen einzigartigen Ansatz. Dabei handelt es sich um branchen-spezifische Software-Suiten, die gezielt für Branchensubsegmente entwickelt und auf deren Bedürfnisse zugeschnitten werden.

In welche Richtung bewegt sich der Cloud-Markt derzeit? Welche Rolle spielt Infor?
Der deutsche Markt ist sehr kleinteilig: Es gibt einige wenige große Anbieter und eine große Zahl kleiner, nur lokaler Systemintegratoren. Infor gehört zu den größten Providern für Geschäftssoftware weltweit. Wir sehen uns selbst als „Industry Cloud Company“, und stellen mit den Infor CloudSuites individuell zugeschnittene Cloud-Software bereit. Dieser Ansatz ist schlüssig und sogar absolut notwendig, denn jede Branche ist anders gepolt, wenn es um Fertigung oder Logistik, aber auch um CRM geht. In der Nahrungsmittelindustrie arbeitet beispielsweise ein Hersteller von Softdrinks ganz anders als ein Unternehmen, das Milchprodukte vertreibt.