Der Markt für Kreditfonds wächst rasant, doch Anleger sollten genau hinschauen.

Sowohl Kapitalsuchende als auch Investoren versuchen seit einiger Zeit, sich auf das verändernde Marktgefüge einzustellen. Schließlich verliert ihr klassisches Bindeglied, die Bank, immer mehr an Bedeutung. Zum einen gelten seit der Finanzkrise 2008 striktere Regeln, wie Basel III, und verschärfte Eigenkapitalvorgaben, weswegen sich die Geldhäuser aus einigen Marktsegmenten zurückzogen. Zum anderen hat eine Konsolidierungswelle den Bankensektor erfasst, wodurch de facto weniger Kreditinstitute zur Verfügung stehen. Und dann ist da noch die nicht enden wollende Niedrigzinsphase, die vor allem institutionelle Investoren wie Fondsgesellschaften und Versicherungen die Suche nach Anlageoptionen mit attraktiven Renditen erschwert.

Kreditfonds oder Private Dept werden unter diesen Rahmenbedingungen immer attraktiver. „Kreditfonds sind Kapitalanlagevehikel, die in der Regel bei institutionellen Investoren Kapital einsammeln und es ausgewählten Kreditnehmern über eine bestimmte Laufzeit und für einen vorab vereinbarten Zweck als Fremdkapital zur Verfügung stellen“, erklärt Lahcen Knapp, CEO der Empira AG. „Je nach Ausgestaltung erhalten sie im Gegenzug eine laufende Verzinsung und/oder eine Beteiligung an der finanzierten Unternehmung.“

Welcher zunehmenden Beliebtheit sich Kreditfonds erfreuen, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen. Während 2009, im Folgejahr der Finanzkrise, in Europa lediglich sechs neue Kreditfonds aufgelegt wurden, stieg diese Zahl bis auf 65 im Jahr 2017. „Weltweit ist der Markt für Kreditfonds auf ein Volumen von rund 750 Milliarden Dollar angewachsen“, ergänzt Jiri Krol, Vizechef des Branchenverbands Alternative Investment Management Association. Bis 2020 erwartet er, dass die Billionengrenze durchbrochen wird. „Heute macht Deutschland rund zehn Prozent des Volumens in Europa aus. Es geht dabei um 30 Milliarden Dollar an Krediten, die ausgereicht wurden.“
Dabei war in Deutschland ein originäres Kreditgeschäft durch Kreditfonds regulatorisch lange Zeit nicht möglich. Erst 2016 erließ die BaFin neue Regelungen zur Darlehensvergabe sowie zur Restrukturierung von Darlehensforderungen durch Alternative Investmentfonds. Kreditfonds dürfen seitdem auch in Deutschland Kredite vergeben, die Laufzeiten von Krediten verlängern und bestehende Tilgungsvereinbarungen ändern.

Die Regelungen erhielten Einzug in das Kapitalanlagegesetzbuch und fallen damit nicht in den Wirkungsbereich des Kreditwesengesetzes. Folglich können Kreditfonds wesentlich flexibler agieren als Banken. Das äußert sich auch in einem „höheren Appetit für Risiken“, wie Dr. Juliane Gerstenbergen, Referentin für Volkswirtschaft bei der KfW-Bank, in einem im Januar veröffentlichten Papier schreibt. „Sodass auch Unternehmen ohne Investment Grade Rating in ihrem Fokus stehen.“ Zusätzlich erhöht auch die stetig steigende Zahl neuer Kreditfonds den Wettbewerbsdruck, was zu einer weiteren Auflockerung der Kreditkonditionen führt.

„Oftmals handelt es sich um Nachrangdarlehen“, ergänzt Lahcen Knapp, dessen Unternehmen sich auf individuelle Finanzierungslösungen von Immobilienprojekten spezialisiert hat, die Risiken. Im Falle eines drastischen Wertverfalls, einer Insolvenz oder einer Zwangsversteigerung zu einem deutlich niedrigeren Preis haften die Investoren dadurch zwar immer noch nach dem Eigenkapital, aber vor dem übrigen Fremdkapital. „Eine große Expertise in der Strukturierung solcher Finanzierungen, langjährige Erfahrung in der Auswahl von Kreditnehmern sowie am Immobilienmarkt allgemein, eine ausreichende Diversifizierung und eine risikoadäquate Bepreisung sind deshalb notwendig.“

Autor

Andreas Fuhrich

CC BY-SA 4.0 DE

 
 
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